Heidi

Mein Name ist „Heidi“ und ich bin ein waschechter Shar Pei! Mit meiner jetzt ranghöheren Mitbewohnerin oder kurz Frauli „Anne“ mache ich es mir im schönen Oberbayern gemütlich und gehe jeden Tag auch artig mit ihr zur Arbeit. Dort habe ich es auch bequem und konnte sogar ein eigenes Häuschen ergattern ;-) Tja, Luxus muss für einen Shar Pei einfach sein.

Jetzt bin ich schon 2 Jahre und 10 Monate alt und ein „richtig super Hund“ sagt Frauli immer, aber bis dahin war es wohl ein „harter Weg“ – das verstehe ich zwar nicht ganz, aber gut ich erzähle euch mal meine Lebensgeschichte mit meinem Frauli Anne: Als ich mit 14 Wochen eingezogen bin, gab es da diese zwei neuen Menschen. Ich habe ja bereits einiges gelernt und wusste auch wie man sich allein durchs Leben schlägt. Da sich diese Zwei mal so gar nicht mit Hunden auskannten, habe ich auch schon bald das Zepter übernommen.

 

Wie jeder Hund der lernen möchte sich einen Namen in der Nachbarschaft zu machen, habe ich mein komplettes Repertoire ausgepackt – DENN ich bin hier der Boss! Meine Königsdisziplinen waren an der Leine ziehen und andere Hunde knurrend zurechtzuweisen, anzupöbeln und natürlich zu mobben – das hat ja soooo viel Spaß gemacht.

Doch die zwei Menschen fanden das irgendwie gar nicht gut – dabei haben die sich ja genauso verhalten wie ich und haben laut miteinander geredet und immer wieder habe ich gehört „So geht das nicht, der Hund muss weg!“ Das fand ich gar nicht gut… ich meine was mache ich denn falsch???

Anne fand das auch nicht gut und wir zogen zu zweit in eine neue Behausung – da haben wir uns es schnell gemütlich gemacht und jetzt waren wir nur noch unter Mädels – jipiiee ein Mädels-Rudel!

Doch jetzt nach ca. 1 Jahr kam mein ach so tolles und spaßiges Leben ins Wanken. Frauli lernte viel über Hunde und deren Verhalten und übte auch gleich mit mir. Da waren die schönen Zeiten vorbei. Jetzt musste ICH auf SIE hören und nicht wie gewohnt andersrum!

Am Anfang waren wir immer wieder in vielen komischen Gruppen, wo fremde Hunde waren und ich konnte natürlich meine Königsdisziplinen auch gleich den fremden Hunden zeigen. Das war super! Doch Frauli war davon gar nicht begeistert, deshalb haben wir immer wieder diese Mensch-Hund Gruppen gewechselt bis Januar 2016!

Da waren wir auf einem Platz und die Hunde haben so ganz anders reagiert, als ich es kannte. Und auch eine sehr selbstsichere Frau war auf dem Platz, welche deutlich in ihrer Körpersprache war… Sie hat mir sofort gesagt, WAS ich nun denn die ganzen letzten 1,5 Jahre lang falsch gemacht habe. Das fand ich zwar erstmal gar nicht witzig, weil ich nicht mehr den Hunden knurrend hinterherrennen durfte, auch kein Mobben und sonstiges anpöbeln war erlaubt. Frauli war zwar wieder mal nicht meiner Meinung aber sie schien überglücklich zu sein…

Ab da an hieß es jeden Tag üben, üben, üben und zweimal die Woche fuhren wir wieder zu dieser Mensch-Hund Gruppe. Am Anfang fand ich das irgendwie gar nicht so toll, denn wenn ich mich nicht hingesetzt habe, hat mir Frauli mit einer sanften, aber konsequenten Weise gezeigt, dass ich da aber keine Wahl habe. Jetzt weiß ich, dass es Frauli nur gut mit mir meinte und bin auch total glücklich, denn jetzt spielen die anderen Hunde sogar mit mir, weil ich gelernt habe wie die anderen Hunde sprechen und wie ich mich verhalten muss, damit sie mein Shar Pei Slang verstehen.

Nachdem wir beide fleißig waren und mir Anne immer sympathischer wurde hat die Frau auf dem Platz zu meinem Frauli gemeint: „Wollt ihr nicht die Begleithundeprüfung machen?“ 

Begleithunde-was?

Naja, Frauli war sichtlich begeistert und stimmte ein. Von da an hieß es noch mehr üben, was mir mittlerweile auch super viel Spaß macht. Aber auch Frauli saß immer über so komischen Blättern und der Kopf schien ihr zu rauchen von dem ganzen Üben.  

Und weil mir Frauli so viel beigebracht hat und ich sie wirklich gerne mag, setze ich mich jetzt sogar für sie ins „igittigitt“ NASSE Gras, denn das macht sie besonders glücklich!

Dann kam der Tag – Frauli hatte es dick und fett im Kalender stehen – 29. Oktober 2016 – an dem ich diesen Begleithunde-Dingsda machen sollte. „Na gut Frauli, dir zu liebe mach ich das mal“.  

Was auch immer es ist. Denn mittlerweile habe ich ja gelernt, dass ich meinem Frauli vertrauen kann. Beschützen muss ich sie auch nicht mehr, sondern sie das selbst kann und sogar die für mich blöden Situation für mich klärt.

Zuerst kam Frauli an die Reihe – sie bekam Blätter bekommen und einen Stift und musste Fragen beantworten. Nachkurzer Zeit hat sie „Bestanden“ gerufen und gelacht. Na dann darf wohl ich an die Reihe, denn Frauli hat gesagt: „Nur, wenn ich bestehe darfst du, Heidi, auf dem Platz zeigen was du kannst!“.

Gesagt, getan. Anne und ich gingen auf diesen Platz und ich habe freundlich wie ich jetzt bin, immer wieder geschaut was das Publikum macht, denn die sollten ja sehen wie toll ich an der Leine laufen kann und wie super Frauli das neben mir macht.  Wir sind kreuz und quer über den Platz gelaufen, Frauli war irgendwie sehr nervös und fand es wohl nicht so gut, dass ich so tollen Blickkontakt zu den Zuschauern gehalten habe. Naja sie hat mir dann den Befehl gegeben mich hinzulegen und liegen zu bleiben. Ich bin ganz brav liegen geblieben, aber den Blick Richtung Zuschauer konnte ich nicht unterlassen.

Frauli war zwar wohl irgendwie glücklich darüber, dass ich liegen geblieben bin, aber sie hatte trotzdem Tränen in den Augen. Oh NEIN! Ich hoffe, dass ich doch alles richtig gemacht habe… Aber jetzt konnte ich nochmal richtig Gas geben im sogenannten „Verkehrsteil“ wie Frauli immer sagte, ich habe mich super verhalten, keine Hunde angepöbelt, locker an der Leine neben Frauli gelaufen und brav auf das gehört was sie gesagt hat.

Als wir fertig waren, war Frauli ganz nervös und diese Menschen kamen nochmal zu ihr und haben ihr was gesagt: „BESTANDEN, BESTANDEN!“ – Jipiieeee wir haben bestanden. Frauli hat sich so gefreut und hatte plötzlich wieder ein breites Lächeln im Gesicht und ich bekam eine super große Portion Leckerli! Na das war ja auch mal das mindeste bei dem was ICH geleistet habe!

Von nun an bin ich nicht nur ein Shar Pei, sondern ein besonderer Shar Pei – nämlich ein Begleithund-Shar-Pei!

Da mir das alles so viel Spaß gemacht hat und meinem Frauli wohl auch, üben wir seitdem weiter und ich darf auch weiterhin auf diesen tollen Platz mit dem super Mensch-Hund-Rudel namens Running Dogs. 

Ach, das Leben ist soooo schön! Jetzt weiß ich, dass es viel stressfreier und relaxter ist, wenn Frauli die Führung übernimmt und hat von mir sozusagen die Führung bekommen ;-)  

 

Eure Heidi